Mit dem Regattasegeln allein sind die Mitglieder des ESCR nicht zufrieden. Die oftmals strapazenreichen Regatten fordern direkt nach einem Ausgleich, nach einem Törn auf größeren Gewässern, wie sie uns vor allem durch die nahegelegenden Reviere der Nord- und Ostsee geboten werden. Die hierfür erforderlichen Kenntnisse haben sich fast alle Mitglieder durch Erwerb der notwendigen „Scheine“ angeeignet. Diese Kenntnisse werden in der Urlaubszeit jährlich vertieft. Kann man doch auf dem „freien Wasser“ seine Alltagssorgen abschütteln und sich ganz dem maritimen Leben hingeben. Immer sind Erfolgserlebnisse zu verzeichnen, über die man daheim berichten kann. Lernt man doch auf diesem Wege fremde Länder und neue Segelkameraden kennen. Das Anlaufen der meistens noch verträumten und auch historisch kleinen Häfen verbürgt einen gemütlichen Aufenthalt, um sich von eventuellen Unbillen von Wind und Wellen zu erholen.
Dieses Ziel des Seesegelns wird auf verschiedenen Wegen erreicht. An erster Stelle steht das Charterboot, das man im Jahr zuvor für sich reservieren ließ. Ein anderer Weg ist, sein eigenes Boot mittels Trailer zum Ausgangshafen mitzunehmen. Das hat natürlich erhebliche Vorteile. Man kennt sein Schiff und ist auch zeitlich nicht so gebunden. Dafür nimmt man eben den Transport im Schneckentempo mit höchstens 80 km /hin Kauf. Wenn man beruflich nicht so sehr gebunden ist, kann man es so machen wie die SK Behnke, Morzfeld, Rösler und Wiehager, die ihre seetüchtigen Boote direkt in Holland vor Anker liegen haben.
Eine herausragende Leistung auf dem Gebiet des Seesegels vollbrachte 1983 SK Franz Nollen als Steuermann, als er ein 18 m Ferro-Zement-Boot von Arnis an der Schlei (Ostsee) über die Nordsee, den Atlantik nach St. Thomas (Karibik) überführte. Dieser über 6.000 Sm-Törn in 60 Tagen war aus politischen Gründen mit einem unfreiwilligen 3-Tage-Aufenthalt auf Cuba verbunden. Im folgenden Jahr wurde eine Baltic 38 von Griechenland nach Holland überführt, an der auch die SK Dankwart Lange und Andreas Rieß teilnahmen. Das waren wieder über 3.500 Sm, wofür 57 Tage benötigt wurden. Das SK Nollen hierfür als „Meilenfresser“ geehrt wurde, versteht sich am Rande.
Seine Revierkenntnisse im Bereich des Mittelmeeres veranlaßten in den folgenden Jahren auch die Mitglieder Ehepaar Rieß, Gerhard Schmitz, Eheleute Eckhardt, Eheleute Zimmer mit ihm in griechischen und türkischen Gewässern zu navigieren.
Auf der Ostsee einschließlich Dänemark und Schweden „zu Hause“ sind die SK Franz Müller und Dieter Preußner sowie Wolfgang Striewe. Hingegen hat das Ehepaar Gewehr mit ihrem I-Folkeboot seit Jahren die nordfriesischen Inseln zu ihrer 2. Heimat gemacht. Sie begegnen dabei den Ehepaaren Kriewel und Schäfer auf Gegenkurs. Auch SK Bechmann kennt das Isselmeer und die Nordsee wie seine Westentasche. Auf einem Überführungstörn lernte er auch die spanischen und französischen Küstengewässer des Mittelmeeres kennen. Rund Mallorca hieß es auch für den SK Gerhard Schmitz. Mit eigener Varianta segelte die Familie Morzfeld einige Jahre im Gebiet der Riviera, das Ehepaar Dietl auf einem Charterschiff rund Korsika. Die Ehepaare Lange und Zimmer besegelten mit ihren „Variantas“ die Binnengewässer der Niederlande und das Ysselmeer. Einen ersten Versuch unternahmen auch die jugendlichen Mitglieder Holger Portugall und Björn Zimmer mit einer Variante auf holländischen Binnenrevieren. Nicht zu vergessen sind die Mitglieder, die ihre Jollen zu heimatlichen Fremdrevieren trailern, um auch im Urlaub auf das Segeln nicht verzichten zu müssen, so das Ehepaar Portugall auf dem Tegernsee und an der Schlei, das Ehepaar Kriewel auf dem Schluchsee. Die Familie Altenwerth besegelte mehrmals mit ihrer Jolle sowohl den Forggensee als auch den Bodensee. Die Boote „Bechi“ und „Joy“ hatten auch Ostseegewässer unter dem Kiel.
Dieser kurze Bericht kann nur unvollständig sein, denn Jahr für Jahr wird unsere Vereinsflagge auf vielen Fremdrevieren sichtbar. Es sollte nur zum Ausdruck kommen, daß Segeln schlechthin eine Erfüllung sein kann.